Monsignore Hans Hausdörfer – Ein Nachruf

Ein Text von Norbert Orten über das Leben und Wirken von Monsignore Hans Hausdörfer, der am 26. Dezember 2015 an den Folgen einer langjährigen Erkrankung im Alter von 93 Jahren verstarb. Monsignore Hausdörfer wurde am 2. Januar 2016 auf dem Friedhof in Kürten-Bechen beigesetzt.

Monsignore Hans HausdörferHans Hausdörfer wurde am 22. Oktober 1922 in Köln-Mitte als Sohn eines kaufmännischen Angestellten und einer Hausfrau geboren und wuchs anschließend in Köln-Brück auf. Dort entstand auch durch seine Mitarbeit in einer katholischen Jugendgruppe, die damals im Nationalsozialismus im Verborgenen arbeiten musste, seine engere Beziehung zur Kirche. “Ich lernte damals die Kirche kennen und lieben”, sagte hierüber Hausdörfer später in einem Interview.

“Eigentlich wollte ich ja Lokomotivführer werden, aber wir hatten eine illegale, christliche Jugendgruppe in Köln … Deswegen trafen wir uns heimlich in Kellern oder auf Dachböden.” Und als Priester wollte Hausdörfer genau “… das aufgreifen, was damals offiziell nicht erlaubt war, und so etwas für die Menschen tun”.

Nach seinem fünfjährigen Studium der Theologie in Bonn und Fulda wurde Hausdörfer am 2. Februar 1948 von Kardinal Frings zum Priester geweiht. Die Weihe fand damals wegen der Kriegsschäden am Kölner Dom in St. Josef in Porz statt.

Als Kaplan wirkte er vier Jahre in St. Engelbert in Essen, einer Gemeinde die vollständig in Trümmern lag, dann folgten fünf Jahre als Assistent des Diözesanjugendseelsorgers, in denen er mit dem Aufbau der Jugendarbeit in Altenberg beauftragt war, von denen er später noch schwärmte: “Jugendlichen den Glauben nahezubringen, in einer Zeit, wo an vielen Schulen der Religionsunterricht ausfiel.”

Hieran schlossen sich weitere Jahre als Kaplan in Velbert und Elsdorf an, ehe er 1962 zum Pfarrer der neu gegründeten und erst im Aufbau befindlichen Pfarrei Christi Verklärung in Köln-Heimersdorf ernannt wurde. (Aus diesem Grund war er zunächst von Juli 1962 bis Januar 1963 Pfarrvikar an St. Dionysius in Köln Longerich.) In diesem neuen Stadtteil Kölns begleitete Hausdörfer den Aufbau und die Entwicklung der Kirchengemeinde. Dies war eine Herausforderung für ihn, die er gerne auf sich nahm. Nach nur vier Jahren lebten schon 7000 Bewohner dort. Am Weißen Sonntag 1971 gingen dort 315 Kommunionkinder eines Jahrganges, die er unterrichtet hatte, zur Erstkommunion, während sonst in anderen Pfarren um die 40 Kommunionkinder üblich sind. “Die Menschen haben sich geistig auffangen lassen und sich bald heimisch gefühlt”, entsinnt sich Hausdörfer. 1973 wurde er zum Dechanten für das Dekanat Köln-Worringen ernannt.

Als 1975 Kardinal Höffner ihn nach Altenberg schicken wollte, war ihm das zunächst überhaupt nicht recht: “Eigentlich hatte ich vor, in Heimersdorf zu bleiben. Also habe ich den Kardinal lange zappeln lassen.” Man hatte sich im Generalvikariat an den in der Jugendarbeit erfahrenen und mit Altenberg vertrauten Hans Hausdörfer erinnert, der schließlich doch die Stelle annahm und dort die schönste Zeit als Priester erlebte, wie er oft betonte. Die Vielseitigkeit der Aufgaben war der große Reiz und Hausdörfer war letztendlich froh, den Schritt gewagt zu haben. (Die Einführung als Pfarrer in Altenberg erfolgte am 18. Januar 1976.) Die Ökumene, die zahlreichen Besucher und die Kultur begeisterten ihn. Er knüpfte Kontakte zur Landesregierung, die sich als Eigentümerin des Doms versteht, und zur Jugendseelsorge, die im Haus Altenberg präsent war. Dabei hatte Hans Hausdörfer sicher kein leichtes Erbe angetreten, hatte doch sein Vorgänger Dechant Reiner Hütten das Amt des Pfarrers 35 Jahre inne und eine Reihe von Prägungen hinterlassen. Aber schon bald gelang es Pfarrer Hausdörfer, seine eigenen Akzente zu setzen und, das darf man mit Recht sagen, in einer für die Kirche schwierigen Zeit eine aktive Gemeinde am Dom nicht nur zu bewahren, sondern auch zu erneuern und Altenberg zu einem geistlichen Mittelpunkt werden zu lassen. Zusätzlich zu seiner Aufgabe in Altenberg wurde er im Mai 1993 Seelsorger an St. Pankratius in Odenthal und St. Antonius Einsiedler in Kürten-Bechen. (Diese drei Gemeinden bildeten damals zusammen einen Seelsorgebereich.)

Wie sehr aber vor allem das religiöse Leben in seiner Altenberger Gemeinde selbst ein Anliegen von Pfarrer Hausdörfer war, können sicher vor allem die Mitglieder der Pfarrgemeinderäte beurteilen, die in den fast 20 Jahren mit ihm zusammengearbeitet haben. Mit welch langer Vorarbeit wurde z.B. die vom 27. Februar bis zum 14. März 1993 durchgeführte Gemeindemission vorbereitet, um die Ergebnisse für das religiöse Leben der Pfarre fruchtbar auszuschöpfen. Wie intensiv wurde das Pastoralgespräch in unserer Pfarre eingeführt, mit welcher Energie wurden etwa neue Formen der Katechese oder der Taufpastoral beschritten …

1980 erfolgte die Ernennung zum Kreisdechanten. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem 75. Geburtstag. In dieser Funktion nutzte Hausdörfer die Möglichkeit, viele Gespräche mit den Kommunalpolitikern zu führen. Hieraus entstand 1996 auch die Idee des Altenberger Forums “Kirche und Politik”, deren Mitbegründer er war und das bis heute am Tag vor Buß- und Bettag in Altenberg stattfindet. Bereits am 23. August 1992 war Hans Hausdörfer der Titel “Kaplan seiner Heiligkeit” verliehen worden.

Engagiert packte er das schwierige Thema der Ökumene an und rief mit dem Kreiskatholikenrat einen Kreisökumeneausschuss und weitere zukunftsweisende Projekte ins Leben, wobei er im evangelischen Altenberger Kollegen Pfarrer Botho Kurth einen engagierten Mitstreiter fand. Rückblickend stellte Pfarrer Hausdörfer fest: “… Aber schon vor meinem Amtsantritt hatte man [in Altenberg] erkannt, dass das gemeinsame Gotteshaus auch starke Impulse für die ökumenische Zusammenarbeit gibt. Diese ist in den letzten Jahren geradezu zu einem freundschaftlichen Miteinander der beiden Gemeinden am Altenberger Dom geworden: ökumenische Gottesdienste, Bibellesung, Gespräche und caritatives Handeln sind inzwischen selbstverständliche Gemeinsamkeiten.” Erinnert sei hier u.a. an die ökumenischen Bildungsveranstaltungen im Haus Maria in der Aue mit bis zu mehr als 100 Teilnehmern aus beiden Altenberger Gemeinden am Wochenende.

Höhepunkt dieser ökumenischen Bemühungen war am 20. August 1994 der 1. Ökumenische Kirchentag in Altenberg, zu dem die Christen aller Konfessionen aus dem Bergischen Land, der Stadt Leverkusen und dem rechtsrheinischen Köln eingeladen waren und an dem 7000 Menschen aus der Region teilnahmen. Allein die regulären Gottesdienste dieses Kirchentages besuchten bis zu 2000 Teilnehmer! Das gemeinsame Taufgedächtnis und die Aussendung des Altenberger Lichts, das an einer großen Ökumenekerze angezündet worden war und am darauffolgenden Tag in die Gottesdienste der einzelnen Gemeinden gebracht wurde, zählten zu den wichtigsten Ereignissen dieser Tage. Gäste waren Ministerpräsident Johannes Rau, Joachim Kardinal Meisner, Präses Beier, Metropolit Augoustinos und Bischof Dr. Klaiber. Im Geleitwort von Kreisdechant Hans Hausdörfer und Botho Kurth zum 1. Ökumenischen Kirchentag heißt es: “Entstanden aus ökumenischen Begegnungen und Erfahrungen in unseren einzelnen Kirchengemeinden soll der Ökumenische Kirchentag uns alle einmal zusammenführen zu gemeinsamer Anbetung des einen Herrn, zu Besinnung, Gespräch und miteinander Feiern. Im Erleben der Verbundenheit hoffen wir auf Gottes Segen und die Ausrüstung mit der Kraft seines Heiligen Geistes, damit wir zuversichtlich und überzeugend ‘Gemeinde von morgen gemeinsam gestalten’ können.”

1995 übernahm Hans Hausdörfer in Kürten-Bechen im Hinblick auf seinen anstehenden Ruhestand die Stelle als Subsidiar, denn hier stand das Pfarrhaus leer und Freunde wohnten ganz in der Nähe. Doch der offizielle Ruhestand fand nicht statt: Hausdörfer als Pfarrer außer Dienst – das konnte nicht funktionieren. Er übernahm als Subsidiar und später ab 1997 als ehrenamtlicher Ruheständler die Seelsorgearbeit im Ort, las Messen in St. Antonius in Bechen, betreute die Kranken und den Seniorenclub, war Präses des Kirchenchors und der Frauen-gemeinschaft und Ehrenmitglied der KLJB Bechen.

Im August 2008 zog Hausdörfer in das CBT-Altersheim auf der Margaretenhöhe in Bergisch Gladbach. Hier übernahm er bereitwillig neben Pfarrer Georg Wollmann seelsorgliche Dienste im Haus und die Sonntagsgottesdienste.

In den letzten Jahren schränkte ihn seine Parkinson-Erkrankung zunehmend ein, doch mittels Computer erstellte er im geübten Umgang mit den modernen Medien weiterhin seine Predigten, die dann im Sonntagsgottesdienst verlesen wurden.

Leider war es ihm in den letzten Jahren nicht mehr vergönnt, seinem geliebten Hobby, dem Wandern nachzugehen, da die Beine Probleme bereiteten. “Seitdem lebt mein Drang zu Bahnfahrplänen wieder mehr auf”, erzählte Hausdörfer. “Da bricht wohl wieder der alte Kindheitswunsch in mir durch, Lokomotivführer zu werden.” Daher besorgte sich Hausdörfer wie jedes Jahr das dicke Kursbuch der Deutschen Bahn, das er las wie andere Menschen einen Krimi. “Wenn einer ‘ne Reise plant, kann ich bestimmt weiterhelfen. Nach Rom sei nur der Nachtzug zu empfehlen. Sonst geht’s mit dem Flugzeug viel rascher.”

Seine letzte Reise in das Haus seines himmlischen Vaters trat Monsignore Hans Hausdörfer am zweiten Weihnachtstag 2015 an. Letztendlich an den Folgen seiner langjährigen Erkrankung verstarb er im 93. Lebensjahr am Morgen des 26. Dezember 2015 im Marienkrankenhaus in Bergisch Gladbach. Er wurde am 2. Januar 2016 auf dem Friedhof in Kürten-Bechen beigesetzt.

Mit folgenden Worten schloss im Jahr 1995 Msgr. Hausdörfer seinen Beitrag “80 Jahre Altenberg – 20 Jahre Pfarrer in Altenberg”: “Unser menschliches Leben ist in einem von Gott bestimmten Zeitrahmen eingespannt. Daher gibt es auch in der Kirche ein ständiges Kommen und Gehen der Verantwortlichen. Was unverändert bleibt, ist der Auftrag Jesu Christi an seine Kirche, die Menschen zum ewigen Heil zu führen.”

Diesen Auftrag hat Hans Hausdörfer mit Leidenschaft in Altenberg und seinem ganzen Leben gelebt. Die Altenberger Pfarrgemeinde wird ihn und sein Wirken in dankbarer Erinnerung behalten!

Norbert Orthen

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Quellen:
Pfarrarchiv St. Mariä Himmelfahrt, Altenberg.
Pfarrbrief der kath. Kirchengemeinde Altenberg. Sonderheft „80 Jahre St. Mariä Himmelfahrt, Altenberg“, Odenthal-Altenberg 1995.
Bergische Landeszeitung vom 21.10.2012.
Kölner Stadt-Anzeiger vom 1.2.2013.
Kölner Stadt-Anzeiger vom 29.1.2008.
Kirchenzeitung Köln vom 8.5.2008.
http://www.oekumene-gl.de/Archiv/Seitenbis03-07-31/kirchentag1994texte.html (Aufruf vom 31.12.2015).
http://www.kirche-koeln.de/_portal/organisation/aemteinrwerke.php?id=79 (Aufruf vom 31.12.2015).

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