Tochterklöster Altenberg

Filiationen der Altenberger Abtei

1) direkte Filiationen

1. Mariental (ca. 1136/38-1143)
2. Lekno (1143-45 (?) – 1153)
3. Zinna (1171)
4. Haina (1188)
5. Derneburg (1651)

2) indirekte Filiationen

a) von Lekno:
- Lad (ca. 1175? oder 1186-1195?)
- Obra (1231-1238) oder bis ca. 1240?
- NN – unvollendete Gründung des Bischofs von Preußen Christian (seit ca. 1242/1243)

b) von Mariental:
- Hude (1232)

Karte_Filiationen

Zisterzienserkloster Haina

Merianstich

Merianstich

Das Altenberger Tochterkloster Haina hat eine wechselvolle Gründungsgeschichte hinter sich. Es brauchte mehrere Versuche bis die Gründung eines Klosters gelang. Die Gründe hierfür liegen darin, daß die von den Stiftern, den Grafen von Ziegenhain, gestellten Örtlichkeiten äußerst ungeeignet waren und diese zum anderen auf verschiedene Herrscherrechte nicht verzichten wollten. Mit der Gründung eines Klosters sollte vermutlich auch Territorialpolitik getrieben werden, denn der Ort Haina lag im Schnittpunkt verschiedener regionaler Mächte.

Langhaus_Von_Osten

Langhaus von Osten

Erst nachdem die Grafen von Ziegenhain auf dem Generalkapitel in Cîteaux auf alle Rechte verzichtet hatten, war der Weg für die Errichtung eines Zisterzienserklosters durch Altenberger Mönche im Jahr 1188 frei. Zunächst siedelte man sich noch in der zur Verfügung gestellten Aulisburg nördlich vom heutigen Standort entfernt an, doch schon wenig später siedelte man in das fruchtbarere und klimatisch günstiger gelegene Tal nach Haina um.

Hier begann man mit dem Bau einer neuen, mächtigen Klosteranlage. Fiel die Gründung Hainas in eine restaurative Phase des Ordens, so fing man zunächst noch – gegen den Trend – an, nach dem Bernhardinischen Plan im romanischen Stil zu bauen. So weist die Anlage auch heute noch einen quadratischen Abschluß im Chor auf. Doch bereits mit dem zweiten Bauabschnitt erhielt die Gotik Einzug in Haina, das damit zu den frühesten gotischen Kirchenbauten in Deutschland zu rechnen ist. Das Langhaus und der Hochchor oberhalb des Gesimsganges sind bereits gotisch. Ebenfalls Einzug erhielten mit den großen Prachtfenstern Elemente der französischen Kathedralgotik. Zudem wurde aus der ursprünglich geplanten Basilika eine Hallenkirche (d.h. die Seitenschiffe weisen die gleiche Höhe wie das Mittelschiff auf). Die damit verbundenen Baunähte lassen sich noch heute deutlich erkennen.

Klosterkirche_Von_Nord_Ost

Klosterkirche von Nord-Ost

Der mächtige Vierungsturm, der den heutigen Gesamteindruck der Klosteranlage prägt, stammt erst aus dem Jahr 1889. Den Ordensregeln entsprechend besaß die Kirche nur einen kleinen Dachreiter. In den Jahren seines Bestehens gelang es dem Zisterzienserkloster Haina, seinen Besitz enorm zu erweitern. Durch Ankauf, Schenkungen und Stiftungen war man zu Gütern bis hin zu einem Hof in der freien Reichsstadt Frankfurt, der während der Reformation zu einem Streitpunkt verschiedener territorialer Mächte werden sollte.

Mit der Einführung der Reformation und der Aufhebung der Klöster in Hessen durch den Landgrafen Philipp den Großmütigen im Jahr 1527 mußte auch das Zisterzienserkloster Haina eine neue Bestimmung erhalten. 1533 erfolgte die Gründung eines Spitals zur Armen- und Krankenfürsorge. Dieses besteht noch heute in den Einrichtungen des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen fort.

Philippstein

Philippstein

Von der Gründung des Hospitals zeugt der sog. Philippstein, einem großen Steinrelief, in dem der Landesherr sein Werk in die Tradition der Hl. Elisabeth stellt. Durch die Einrichtung des Landeshospitals zog Haina auch Handwerker der Region an. Zu diesen gehörte auch die Familie Tischbein, die aus Marburg kam. Aus dieser Familie, sowie der verwandten Familie Strack, sollte eine Vielzahl an Malern hervorgehen, die sich als Hofmaler an verschiedenen europäischen Fürstenhäusern einen Namen gemacht haben. Noch heute existiert das Geburtshaus – in dem mittlerweile ein Museum befindet – des bekanntesten Sprosses der Familie, des Goethemalers und -freundes Johann Heinrich Wilhelm Tischbein. Von ihm stammt mit dem Gemälde “Goethe in der Campagna die Roma” eines der bekanntesten deutschen Kunstwerke.

© 2002, alle Rechte bei Wolfgang Friedrich

Zisterzienserkloster Hude

Kloster Hude

Kloster Hude

  • Klostername: Hude
  • Lat. Name: Portus S. Mariae
  • Lage: bei Oldenburg, Diöz, Bremen
  • Gründung: 1232
  • Mutterkloster: Altenberg-Mariental
  • Aufhebung: 1532/36
Geschichte
Kloster Hude Zeichnung

Kloster Hude Zeichnung

Im Jahr 1232 von Marienthal besiedelt. In der zweiten Hälfte des 13. Jhs. wurde die ca. 57 m lange dreischiffige Kirche erbaut, die durch ein Querhaus in zwei annähernd gleichlange Teile getrennt ist. Das Baumaterial wurde in eigener Ziegelei hergestellt, darunter formschöne figürliche Tonkonsolen. Reste davon in der erhaltenen südlichen Mittelwand und in der heute als evangel. Pfarrkirche benützten ehem. Pfortenkapelle St. Elisabeth. Terrakotta-Formsteine und Glasursteine beleben die noch erhaltenen Pfeiler- und Wandflächen. Die Ausstrahlung des klösterlichen Ziegeleibetriebes dürfte beträchtlich gewesen sein. Zeitweise war das Kloster Grabstätte des Oldenburger Grafenhauses. Die Abtei wurde 1532/36 aufgehoben und die Mönche durch Renten abgefunden. Das Kloster selbst mit seiner Kirche wird als Steinbruch genutzt, bis Ende des 17. Jhs. die neuen Besitzer, die Familie von Witzleben, den weiteren Abbruch stoppen.

Information

Freunde des Klosters Hude e.V.
27798 Hude
Webseite und Informationen: www.klosterhude.de.

Die südliche Mittelschiffmauer der Klosterkirche von Hude ist das ausdrucksvollste Denkmal für die Schönheit dieser Ordenskirche. Die Dreiteilung in Arkadengeschoss, Blendtriforium und Fensterzone ist durch Gesimse verstärkt.

(Nach: A. Schneider: Die Cistercienser. Geschichte, Geist und Kunst. Köln 1986. und ergänzt nach P. Pfister: Klosterführer aller Zisterzienserklöster im deutschsprachigen Raum. Straßburg 1997.)

Kloster Derneburg

Schloss Derneburg

Schloss Derneburg

  • Klostername: Derneburg
  • Lat. Name: Castrum B. Mariae
  • Lage: bei Hildesheim
  • Gründung: 1443
  • Aufhebung: 1803
Geschichte

Bischof Bernhard von Hildesheim und sein Bruder Heinrich stifteten 1143 als Sühnegabe für einen Mord des Grafen Hermann von Assel einen Herrenhof, den sie für ein Augustinerchorherrenstift bestimmten. 1213 wurde das Kloster der Augustinerinnen von Holle nach Derneburg verlegt, was einen wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Am 21. März 1443 wurde das Kloster in ein Zisterzienserinnenkloster umgewandelt und die Augustinerinnen vertrieben. Die Zisterzienserinnen kamen aus Wöltingerrode. 1588 wurde ihnen im Rahmen der Einführung der neuen Lehre Luthers das Tragen des Zisterzienserinnenhabits verboten. Jetzt fanden im Kloster Präbendarinnen eine Unterkunft, die den evangel. Adelsfamilien entstammten oder unverheiratete Beamtentöchter waren. Das Kloster wurde zu einer landesherrlichen Versorgungsstätte.

Derneburg blieb bis 1643 ein lutherisches Kloster. Abt Johannes Blankenberg von Altenberg, zugleich der Generalvikar des Zisterzienserordens für Niederdeutschland, erreichte beim Bischof von Hildesheim die Wiederherstellung der Klöster Derneburg und Wöltingerrode, die er der Paternität Altenberg unterstellte. 1651 ernannt, 1653 geweiht, trat der erste Zisterzienserabt in Derneburg sein Amt an und begann mit dem Aufbau des nunmerigen Zisterzienserklosters. Von 1735 bis 1741 erbauten die Zisterzienser eine barocke Klosterkirche, die in ihrer Größe und Schönheit lange das äußere Bild Derneburgs bestimmte.

Wappen Derneburg

Wappen Derneburg

Das gekrönte “D” des Derneburger Wappens ist dem Wappen des Abtes Gottfried Arnu entnommen, unter dessen Leitung die Mönche des Zisterzienserordens das Derneburger Kloster im 18. Jahrhundert wesentlich umgestalteten. Die Abtei wurde am 23. Januar 1803 säkularisiert. Außer der Propstei, dem Anbau an der nordöstlichen Ecke des Konventgebäudes, ist vom mittelalterlichen Kloster und seiner Kirche nichts mehr erhalten. König Georg III. schenkte 1815 das säkularisierte Kloster Derneburg dem Staat und Kabinettsminister Ernst Friedrich Herbert Graf zu Münster. So wurden die Klostergebäude 1815 – 1819 und 1826 zum Adelssitz umgebaut. Die Kirche wurde bis auf das westliche Joch abgebrochen. So entstand ein massiger Turm, der im Innern als Halle und Rittersaal gestaltet wurde.

Das Klostergut ist heute Domäne. Vom ursprünglichen Kloster und der Klosterkirche ist heute nichts mehr zu erkennen.

(Ergänzt nach: P. Pfister: Klosterführer aller Zisterzienserklöster im deutschsprachigen Raum. Straßburg 1997.)

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