Die Katholische Pfarrgemeinde Altenberg setzt ihr Programm “Altenberger Fenster” 2012 mit vier Vorträgen namhafter Referenten fort. Wir wollen Fenster öffnen und einen Blick auf historische Forschungen oder aktuelle Fragen in Theologie, Kirche und Gesellschaft werfen. Die Vortragsreihe wird eröffnet mit zwei Referaten zu historischen Themen, die Vorträge im Herbst widmen sich aktuellen innerkirchlichen Themen:
– Über eine farbige Gestalt der mittelalterlichen Geschichte spricht am 23. April die Historikerin Prof. Dr. Hanna Vollrath (Univ. Bochum): “Mord im Dom. Thomas Becket – Höfling und Heiliger”. Thomas Becket machte sich in jedem seiner hohen Ämter viele Feinde. Als er 1154 Kanzler des englischen Königs Heinrich II. wurde, vertrat er mit kompromissloser Härte königliche Interessen auch gegen Kirchen und Klöster. Kein Wunder, dass er auf Ablehnung stieß, als der König gerade ihn 1162 als Erzbischof von Canterbury durchsetzte. Doch musste Heinrich II. bald feststellen, dass Becket bei Streitfällen nun als Anwalt der Kirche unerbittlich gegen ihn, den König, auftrat. Aus einem kirchenrechtlichen Streit sollte hasserfüllte Feindschaft werden. Am 29.12.1170 ermordeten vier Ritter des Königs den Erzbischof in seiner Kathedrale. Über die spannenden Ereignisse hinaus geht es auch darum, inwiefern das Verhältnis von “Kirche” und “Staat” durch den Becket-Streit thematisiert und beeinflusst wurde.
– Einen wichtigen Aspekt der konfessionellen Umbruchszeit behandelt am 21. Juni der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Harm Klueting (Univ. Köln, Fribourg) in seinem Vortrag “Martin Luther und die Katholische Reform”. Die derzeitige Luther-Dekade führt auf die 500-jährige Wiederkehr des Reformationstages hin, der an die Ablassthesen Luthers vom 31.10.1517 erinnert. Da war er Augustinereremit, katholischer Priester und Theologieprofessor. Sein Bruch mit der Papstkirche kam erst nach Jahren 1519 zum Abschluss. Luthers theologisches Denken wurzelte in der katholischen Reform, zumal in den Observanzbewegungen der Bettelorden, die bereits im 15. Jahrhundert begann. So ist Luther als spätmittelalterlicher Reformkatholik zu entdecken, bis sich seine Position infolge des Ketzerprozesses radikalisierte. Die Reformation ging aus der Katholischen Reform hervor und nicht umgekehrt.
– Vor 50 Jahren begann das 2. Vatikanum. Aus diesem Anlass referiert am 20. September der Theologe Prof. Dr. Otto Hermann Pesch (Univ. Hamburg) über “Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65). Was ist daraus geworden – was muss daraus noch werden?”. Man muss heute im Rentenalter sein, um sich noch an das Konzil zu erinnern. Für die Jüngeren ist es ein Datum aus dem Geschichtsbuch – und schon gar nicht können sie sich die vorkonziliare Kirche vorstellen. So beginnt der Vortrag mit einem Rückblick auf die Ausgangslage. Danach ist der Aufbruch zu neuen Ufern zu schildern, den das Konzil vollzogen hat: das neue Bild von der Kirche, Liturgiereform, das Verhältnis von Hl. Schrift, Lehramt und Theologie, die neue Würdigung der Laien, das Verhältnis der Kirche zu den Weltreligionen, zur Religionsfreiheit und zur Welt von heute. Mit den Worten von Papst Benedikt XVI. wird vor „zwei extremen Auslegungen“ des Konzils zu warnen sein. In Wahrheit können und müssen die Texte des Konzils „einen Weg öffnen, der noch viel Zukunft vor sich hat.“
– Am 15.11.2012 beschließt der Schriftsteller Martin Mosebach (Frankfurt) die Reihe mit einer Lesung aus seinem provozierenden Buch “Häresie der Formlosigkeit – Die römische Liturgie und ihr Feind”, das die alte römisch-katholische Liturgie in den Blick nimmt und sich kritisch mit der neuen Liturgie nach dem 2. Vatikanum auseinandersetzt. Der Autor fragt nach dem Substanzverlust und kulturellen Brüchen, dem schwierigen Verhältnis von Tradition und Neuerung, und er schildert eindrücklich die Bedeutung und ästhetische Kraft von Symbolik und Ritus der römischen Liturgie (Achtung, neuer Termin! Die Veranstaltung findet um 19:00 Uhr im Pfarrsaal (oder evtl. im Dom) statt.).
Zu den Vorträgen, immer um 19 Uhr im kath. Pfarrsaal Altenberg, laden wir sehr herzlich ein. Es wird kein Eintritt erhoben, eine Spende als Kostenbeteiligung ist willkommen.
Außerdem wird in der Markuskapelle eine Dokumentation gezeigt (23.8.-21.10.2012): “Das liebe Heiltum – Reliquienverehrung in Altenberg”. Sie bietet einen kurzen Überblick über dieses komplexe Thema, erhellt den theologischen und historischen Hintergrund für die Reliquienverehrung im Mittelalter und ihre Ausprägung im Zisterzienserkloster. Ein Reliquienverzeichnis aus der Abtei und die Heiltumsweisung in Altenberg werden beschrieben, wichtige Heilige vorgestellt und die Reliquiare, die im Besitz der Kath. Pfarrgemeinde sind.
Zur Ausstellung erscheint ein bebildertes Katalogheft.
Für die Kath. Pfarrgemeinde Altenberg:
Dr. Petra Janke, Dr. Norbert Orthen